Ich war ein Micromanager. Aus Angst.

Micromanagement verursacht Angst, Demotivation und reduziert die Innovationskraft. Das ist nichts Neues, aber eines ist doch verwunderlich:
Es sind nicht nur die älteren, sondern vielfach die jüngeren Führungskräfte zwischen Ende 20 und Anfang 40 betroffen.
Laut einer aktuellen Studie von Ryan und Cross (2024, Leadership & Organization Development Journal) rufen „ungünstige Führungsstile” verschiedene negative Reaktionen der Mitarbeitenden hervor:
Angst, Demotivation, Unzufriedenheit, Desinteresse, eine geringere Unterstützung für Führungskräfte, begrenztes Feedback nach oben, Konflikte im Team sowie eine geringere Produktivität und Innovationskraft aufgrund von Angst vor Fehlern. Dies kann zu einem toxischen Arbeitsumfeld führen. Die Studie bietet einen guten Überblick über die Komplexität des Mikromanagements und dessen Auswirkungen auf den Führungsstil der Millennials.
Ringen aktuelle Führungskräfte in Remote-Umgebungen, die durch die Pandemie verstärkt wurden, um Kontrolle? Und betrifft das alle Generationen?
Ja. Denn was oft vergessen wird, ist die Tatsache, dass Menschen Verhalten durch soziales Lernen übernehmen. Also das Kopieren der Verhaltensweisen von anderen. Eben auch von (älteren) Führungskräften oder anderen Bezugspersonen. Und das geschieht oft unbewusst. Dies könnte eine Erklärung dafür sein, warum jüngere Führungskräfte neben den Effekten der Corona-Pandemie oft ähnliche Verhaltensweisen wie „alte” Führungskräfte zeigen, ohne dies zu bemerken. Dies kann zu Micromanagement im Doppelpack führen. Führungsqualitäten sind eben nicht angeboren, sondern werden erworben. Gut oder schlecht.
Das Gegenteil von Micromanagement? Vertrauen, Klarheit und echte Verantwortung – Führung, die Menschen wachsen lässt, anstatt sie zu kontrollieren.
Die Folgen sind dann logisch: Mut, Motivation, Zufriedenheit, Interesse, Unterstützung für Führungskräfte, Feedback nach oben, Kooperation im Team, Produktivität und Innovation, was letztendlich zu High-Performance führt.
Genau das, was Micromanager erreichen wollen, aber nicht können. Im Gegenteil, High Performance wird durch Micromanagement blockiert.
Eigene Veränderung bedeutet zunächst eine große Schaufel Selbstreflexion. Und nicht immer gefällt, was man dann sieht. Habe ich selbst erlebt. Kein schöner Moment.
Das ist der schmerzhafte Anfang von Veränderung. Auch das habe ich selbst erlebt. Ebenfalls zunächst nicht schön. Feedback nach oben kann hier helfen, aber dafür braucht es Mut. Der fehlt leider auch zu oft. Möglicherweise, weil Vertrauen fehlt.
Wo anfangen ist jetzt die Frage? Bei sich selbst. Ganz klar. Führung neu denken und an den eigenen Skills arbeiten.
Dann erlebt man plötzlich Happiness of excellence, also wahres Arbeitsglück. Dafür habe ich einen anfänglich sehr schmerzhaften Veränderungsprozess sehr gern in Kauf genommen, denn das war es definitiv wert ... 🤩